Wir von kitev haben im Rahmen der Konferenz "Mehr [als] Wohnraum" in Kooperation mit StadtBauKultur NRW einen eigenen Workshop mit dem Titel "Hands on! Wir reparieren ein Hochhaus" veranstaltet. Das Hochhaus diente somit nicht nur als Veranstaltungsort, sondern war gleichermaßen Thema des Workshops. Das produktive Treffen war eine gute Gelegenheit gemeinsame Visionen und Ideen zur Zukunft des Hauses in einer größeren Gruppe zu entwickeln und auszutauschen. In Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen Vonovia haben wir bisher drei Wohnungen und ein leerstehendes Ladenlokal übernommen und werden diese langfristig renovieren und für neue Nutzungsmöglichkeiten umgestalten. Der Renovierungsprozess wir ein kombiniertes Experiment von gemeinschaftlichen Bauen und gleichermaßen sozialer Integration sein und hoffentlich einen guten Beitrag zum Hauptthema der Konferenz liefern.
Der Workshop hat eine interessante Mischung an unterschiedlichen Personen angezogen: langansässige OberhausenerInnen und kürzlich Hinzugezogene, Professionelle aus den Bereichen Planung und Wohnraum, KünstlerInnen und StudentenInnen von nah und fern. Zuerst stellten diejenigen, welche die längste Erfahrung mit dem Hochhaus haben, ihren Eindruck über die aktuelle Situation dar, um alle auf eine gemeinsamen Stand zu bringen. Neben Herausforderungen wie der hohen Fluktuation, besonders in den kleineren Wohnungen, und den einseitigen sozialen Strukturen, wurde auch eine Reihe potentieller Möglichkeiten identifiziert: Z.B. niedrige Miete, großartige Lage und gute Sichtbarkeit in der Innenstadt, positive Eindrücke nach ersten Begegnungen mit den BewohnernInnen, so wie die relativ gut erhaltene Bausubstanz des Gebäudes. Innerhalb des Workshops wurden drei Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgeteilt, welche sich an verschiedenen Stellen im leerstehenden Ladenlokal im Erdgeschoss platzierten. In diesen drei Gruppen wurden vorwiegend Visionen für die Zukunft des Hauses in den nächsten fünf Jahren entwickelt und darüber diskutiert wie diese Entwicklung tatsächlich stattfinden kann: Was kann unmittelbar geschehen und wo sollten Engpässe verschwinden, welche konkreten Interventionen im Wege stehen könnten. Alle Teilnehmenden waren sich darüber einig, dass es oberste Priorität hat, zu erst den Kontakt zu den aktuellen BewohnernInnen herzustellen und sich gegenseitig kennenzulernen - z.B. durch kleine Treffen, in denen die BewohnerInnen regelmäßig über den laufenden Prozess informiert werden, Gespräche mit den langansässigen BewohnernInnen zu führen, um mehr über ihre Interessen und das Haus generell zu erfahren. Was unter allen Umständen vermieden werden sollte, sind kostspielige Renovierungen, welche am Ende keine Anerkennung finden.
Eine Reihe von Problemen haben letzlich einen zaghaften Lösungsansatz gefunden. Wenn es u.a. möglich wäre, die relativ hohen Nebenkosten zu senken (die überwiegend durch Vandalismus und Gleichgültigkeit seitens der MieterInnen hervor gerufen werden), könnten stattdessen einige Benefits entstehen (z.B. einen Garten auf dem Dach des Hauses). Eine Gruppe schlug u.a. vor, einige interessierte BewohnerInnen als hausinterne "Hausmeister" einzusetzen, um die Geschäftigkeit im Haus zu halten und den Mietern mehr Verantwortung für ihr "zuhause" zu überlassen. Dies würde eventuell auch das große Desinteresse am Objekt mindern. Eine ähnliche Idee kam aus einer anderen Gruppe, welche ein großes Potential an Beschäftigungsmöglichkeiten bzw. Ausbildungsverhältnissen durch begleitete Workshops in den leerstehenden Wohnungen bzw. dem Ladenlokal im Haus sieht. In diesem Zusammenhang war es sehr hilfreich auch Repräsentanten vom Jobcenter Oberhausen und dem Wohnungsunternehmen Vonovia anwesend zu haben.
Zur fünften Konferenz des Projekts New ideas for old buildings trafen wir uns am 07. und 08. Juni mit unseren Partnern aus dem EU-weitem Netzwerk im idyllisch im Nationalpark Gauja gelegenen Cēsis, ein mit kaum 20.000 Einwohnern schon ziemlich grossen Ort in Lettland, das insgesamt weniger als 2 Millionen Einwohner zählt. Der Ort, wie viele weitere im Land, kämpft mit einem akuten Rückgang sowohl von Einwohnern, als auch der Wirtschaftskraft. Viele der zum Teil historischen Gebäude des Orts, stehen seit langer Zeit ungenutzt leer. Aber: es bewegt sich etwas! Langjährige BewohnerInnen des Ortes, ebenso wie grossstadtmüde AktivistInnen beginnen, der Vergangenheit neues Leben einzuhauen. Kreative StadtmacherInnen auf dem Weg in die Zukunft.
Ein altes Krankenhaus. Mitten in einem Park mit sanft geschwungenen grünen Wiesen. Eine Feuerstelle. Eine Sauna. Schafe weiden. Oder vielmehr: werden. Alles Andere ist bereits Realität im Künstlerhaus Rucka. Dort schlafen und leben wir während unserer Zeit im Ort. Ein Kollektiv von DokumentarfilmerInnen, das gleichzeitig einen Bauernhof bewirtschaftet, hat in den vergangenen Monaten auf Einladung der Stadt diesen Ort renoviert und zu einer neuen Bestimmung geführt. Nun finden hier internationale Arbeitsresidenzen für KünstlerInnen statt, Workshops und Summerschools für KuratorInnen. Ein Mal jährlich treffen sich junge ArchitektInnen und denken über das Haus und dessen Umgebung nach – und lassen etwas zurück: zum Beispiel die Sauna.
Ausgeschlafen besuchen wir die ehemalige Schule und heute frisch renovierten Coworking- und Atelier-Space ”Skola6”, der auch als Tagungsraum der Konferenz diente. In einem kooperativen Verfahren zwischen Stadtverwaltung und zivilgesellschaftlichen Akteuren ist dieser Ort in den letzten Jahren entstanden und hat sich nicht nur vorgenommen, einen Leerstand zu beleben, sondern mit der Umnutzung auch neue Ideen von Arbeit und Miteinander in die Stadt zu tragen.
Was wir nach diesen Erfahrungen bereits ahnen, bestätigt sich als wir den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt treffen: in Cēsis ziehen alle an einem Strang. Beunruhigt durch den Abbau des Ortes und des Landes in den letzten Jahren hat sich ein sehr offenes und kollaboratives Verhältnis zwischen allen AkteurInnen in der Stadt gebildet. Die Wege sind kurz, das Vertrauen gross. Aber wie kann man in diesem Klima doch einen kritischen Blick auf vorgeschlagene Projekte bewahren? In einem Klima der Verunsicherung, das gleichzeitig auf schnelle Lösungen ausgelegt ist, gewinnen nicht nur engagierte Ideen, sondern auch das Kapital. Egal, an welchen ideologischen Hintergrund es gebunden ist. Auch das haben wir in Cēsis gelernt. Aber auch, unsere eigenen Überzeugungen kritisch zu reflektieren. Urteile müssen anders bedacht werden in einem Land mit einer sehr verschiedenen politischen und kulturellen Geschichte.
Wichtig auch, einen kurzen Vergleich zur Leerstandspolitik und –ästhetik in Riga zu ziehen: Mit Free Riga bildet ein Kollektiv von AktivistInnen eine Schnittstelle zwischen Eigentümern und potenziellen Nutzern befördert damit die Zwischennutzung leerstehender Immobilien. Tür an Tür zu informellen Wohnsituationen entstehen unter ihrer Regie Coworking Spaces und Veranstaltungsorte. Es zeichnet sich im Namen des Kollektivs bereits ab: in der Grossstadt gibt es andere politische Kämpfe zu führen als im kleinen Cēsis. Inzwischen hat sich die Initiative einen kleinen Platz in der kulturpolitischen Lobby erarbeitet. Vielleicht schaffen sie es ja, längerfristig eine neue Nutzungsökonomie für Leerstände in der Stadt zu entwickeln.
Vacancy is in most european mid-sized cities an on-going issue. The reasons for this are diverse and each case tells a different story about a complex scenario which reveals a lot about the way things work in a state-run organization and global reality. We started our trip to Cesis and Riga in Latvia, so to experience how vacancy occures over there and how to deal with them.
Latvia, sing me your song of new ideas!
At the fifth conference of the project New ideas for old buildings did we meet our dear partners from the EU-wide network to discuss in the idyllic nationalpark Gauja possible solutions for that issue. The city of Cesis with about 20.000 citizens suffers, as many other mid-sized european cities, with a tremendous shrinking process, both inhabitant-wise as economically.
Many of the partly historical buildings in the centre are abandoned since a long time and therefore in no practical use. BUT: Somethings begins to change!
Longtime citizens of Cesis as same as urban activists begin to re-discover ruins and abandoned spaces and bring them to life again.
An old hospital for example. It stands in the middle of a park, imbedded in the most beautiful landscape. Next to it appears a fireplace. Out of nowhere pops up that little sauna surrounded by sheeps who will soon have more grass than they could possible dream of. That´s the reality at Rucka, a residence of artists, little bit outside of Cesis centre. This beautiful place are we honored to call our accommodation during our stay.
It is no wonder that our sleep there is more than pleasant and let us begin freshly the next day with a trip to ”Skola6” which is a former school building and has later been renovated to serve nowadays as a Co-working and studioplace.
It follows a meeting with the mayor of Cesis. That meeting confirms our impression of the city that everyone here pulls together. The insecure situation and shrinking issue of the place founded an amazing tight and collaborative relationship between all activists. Ways are short, trust well-grounded. But how to keep in this matter the critical view on potential projects? In a sensitive atmosphere where the insecurity couldn´t be higher does money usually count more than good ideas. And doesn´t matter to which ideological foundation it´s connected to. That was our impression of Cesis, too.
But we also learned to rethink our own convictions and instead put them in a broader perspective regarding the very unique political and cultural history of the country.
A similar experience as been shown in the impressive capital Riga. Here is the operative base of Free Riga, a collective of brave activists who developed an interface between owners and potential users of abandoned space to function as mid-term projects. But beside the common issues of the whole country does Riga give plenty of other challenges that wants to be faced.
With all these experiences on our journey back home…we are deeply impressed by the great will and engagement of the latvian people. We will take that spirit with us and carry it further into our next steps to develop new ideas for old buildings! Thank you, Latvia.