Die individuellen, kollektiven und vor allem diversen Vorstellungen von HEIMAT.
Angefangen mit gemeinsamen „Kochworkshops“, über die Gestaltung eines Bildbandes, die Produktion einer Mini-Doku, bis hin zur Entwicklung stadtplanerischer Strategien. All jene Projekte und die vielen damit verbundenen Gespräche und Erfahrungen bildeten die Beschäftigung mit dem Thema und brachten Oberhausener*innen mit und ohne Fluchtgeschichte in einen Dialog auf Augenhöhe.
Als Austragungsort eignete sich vor Allem das Unterhaus, das Ladenlokal im Erdgeschoss des Hochhauses in der Friedrich-Karl-Straße 4, welches gleichzeitig mit dem Verlauf der Workshopreihe immer mehr Gestalt annahm. Ob gemeinsames Kochen, Diskutieren oder Gestalten, die Räumlichkeiten bildeten immer genug Platz für einen neuen Nutzen und eröffneten den Teilnehmer*innen der Workshops einen neue Anlaufstelle im Quartier.
Die Ergebnisse werden in nächster Zeit in einem neuen Projekttank erscheinen.
Hier schon einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten und die beiden Förderer Interkultur Ruhr und LAG NW, die das ganze Projekt ermöglich haben.
The subject of "Heimat" has influenced us in several ways in the last months:
With the last days of February "Meine-Deine-Unser HEIMAT" ended, a series of workshops and events that connected newly arrived and old-setteld residents of Oberhausen and the surrounding area in a dialogue on a very political and yet very personal topic:
The individual, collective and above all diverse ideas of HEIMAT.
Starting with "cooking workshops", folowed by the design of an illustrated book, the production of a mini-documentary, to the development of urban planning strategies. All those projects and the belonging conversations and experiences formed the topic and brought Oberhausen residents with and without the expereinces of escape into an eye-to-eye dialogue.
The main venue was the "Unterhaus", the shop on the ground floor of the high-rise building in Freidrich-Karl-Strasse 4, which was taking shape at the same time as the workshop series progressed. Whether cooking together, discussing or designing, the premises always provided enough space for the workshops and opened the participants of the workshops a new point of contact in the neighborhood.
The results of "Meine-Deine-Unsere-HEIMAT" will appear in a new project tank in the near future.
For now we would like to thank all those involved in the project and the two sponsors Interkultur Ruhr and LAG NW, who have made the whole project possible.
Wir begrüßen solche Diskussionen. Denn wir suchen den Austausch mit den Bürger*innen dieser Stadt, wir fördern und fordern die zivilgesellschaftliche Teilhabe an der Stadtentwicklung und wenn dies nur durch einen Satz geschieht – umso besser!
Doch der Reihe nach:
Am 21.12.2018 wurde das letzte Stück Steinkohle aus einem deutschen Bergwerk gefördert. Damit geht auch eine Jahrhunderte alte Geschichte im Ruhrgebiet zu Ende. Eine Geschichte, die mehrere Generationen und damit die Entwicklung unserer Gesellschaft nachhaltig geprägt hat. Der Bergbau zog viele neue Menschen ins Ruhrgebiet, somit auch nach Oberhausen. Eine Vielfalt an Kulturen sammelte sich innerhalb weniger Jahre und machte damit die Stadt zu dem, was sie heute ist. Ein Zuhause, eine Heimat der Vielfalt. Ein Anlass dem Ganzen ein Zeichen zu setzen, war der ursprüngliche Gedanke, der nun auf dem Dach des Oberhauses zu finden ist.
„Vielfalt ist unsere Heimat“ strahlt in großen Buchstaben vom Dach in die City hinunter. An der Seite des Hochhauses begrüßt der Schriftzug „Glück Auf“ die Bahnreisenden aus Köln, Düsseldorf und Duisburg kommend. Die Hauseigentümerin Vonovia übernahm die Kosten für die Produktion der Leuchtschrift und unterstützte somit das Vorhaben.
Am 14.12 war es nun soweit und die Buchstaben nahmen ihren Platz an vorgesehener Stelle ein. Bei strahlenden Sonnenschein und Minusgraden zog ein riesiger Kran die Elemente in die Höhe. Bei Einbruch der Dunkelheit war der spannende Moment der Erleuchtung des Schriftzugs gekommen. Die Presse berichtete bereits kurze Zeit später und löste eine teils hitzige Diskussion darüber aus, ob die Aussage nun auf diesem Gebäude gerechtfertigt sei oder nicht. Eine kritische Auseinandersetzung ist selbstverständlich immer erwünscht, solange die Aussagen auf sachlicher Ebene bleiben. Auch eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Heimat und Vielfalt kann dem Diskurs nur zugute kommen. Was bedeutet Vielfalt in unserem Alltag? Umschreibt der Begriff nur viele unterschiedliche Kulturen oder steht er für mehr als das? Zum Beispiel unterschiedliche Weltanschauungen, Religionen, Geschlechter, Menschen mit und ohne Behinderung, Jazz oder Schlagermusik. Und was hat das alles mit unserer Heimat zu tun? Das Licht ist nun angeknipst. Es ist ein Angebot an die Oberhausener*innen, sich diese Frage ganz persönlich zu stellen und sich darüber auszutauschen.
Schon zuvor hatten wir uns an die Überbrückung von Vorurteilen und dem Wandel des öffentlichen Diskurses gewagt. Damals konnten wir durch die Reparatur der Leuchtschrift mit dem klangvollen Slogan „Oberhausen-Wiege der Ruhrindustrie“ auf dem Gebäude gegenüber des Oberhausener Hauptbahnhofs eine neue Perspektive auf geflüchtete Personen, die als Neubürger*innen in der Stadt angekommen waren, schaffen. Wer zuvor noch daran gezweifelt hatte, wusste spätestens seit dieser Aktion, bei der junge Geflüchtete zusammen mit Kitev das fehlende E im Schriftzug reparierten und neu-installierten, dass Teilhabe an der Stadtgesellschaft nicht an Konzepte wie Herkunft oder Nationalität gebunden sind. Auch damals gab es regen Austausch mit der Öffentlichkeit durch die mediale Berichterstattung.
Je mehr wir uns mit dem Hochhaus und seinen Bewohner*innen, sowie der Gestaltung des Unterhauses, dem Ladenlokal im Erdgeschoss beschäftigten, desto deutlicher wurde: Auch hier bedarf es eines dauerhaften Statements um den öffentlichen Diskurs mitzugestalten. Die verschiedenen Aktionen, Projekte und Veranstaltungen, die wir in den letzten Jahren gemeinsam mit Künstler*innen, Studierenden, Kulturschaffenden und den Bewohner*innen des Oberhauses erschaffen hatten, reichten offenbar nicht aus für eine neue Perspektive der Öffentlichkeit. Ein strahlendes Symbol musste her, dass das Gebäude, die Diversität der Bewohner*innen und die Region gleichermaßen feiert und sich zudem in den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs einbringt.
Gemeinsam mit unserer Partnerin Vonovia, der Eigentümerin des Gebäudes, konnte dieses Projekt verwirklicht werden.
Unsere Botschaft leuchtet nun schon seit zwei Monaten in das Ruhrgebiet hinein und die Debatte ist noch längst nicht abgeklungen!
What causes so much excitement, apparently had to be discussed.
Whatever it was that moved the minds of one or the other administrative level and citizens, it led to a new discourse on "Heimat" and inevitably asked the question: In what kind of (city-)society do we want to live? We welcome such discussions. We support the exchange with the citizens of this city, we promote and demand civic participation in urban development and if this is done only by a sentence - even better!
But first things first:
On 21.12.2018 the last piece of coal from a German mine was mined. This also marks the end of a centuries-old history in the Ruhr area. A story that has influenced many generations and thus the development of our society. Mining attracted many new people to the Ruhr area, including Oberhausen. A variety of cultures gathered within a few years, making the city what it is today: a home of diversity. To address this idea in public, it can now be found on the roof of the highrise building near the central station.
"Diversity is our home" radiates in big letters down from the roof into the city. On the other side of the building, the word "Glück Auf" welcomes train passengers from Cologne, Düsseldorf and Duisburg. The house owner Vonovia took over the costs for the production of the neon writing and thus supported the project.
On the 14th of December, the time had come and the letters were fixed at the designated place. In glorious sunshine and minus degrees, a huge crane lifted the elements into the air. By nightfall, the exciting moment of enlightenment had come. The press reported a short time later and triggered a heated debate on whether the statement was justified on this building or not. Of course, a critical discussion is always desirable as long as the statements remain on a factual level. A discussion of the terms home and diversity can only benefit the discourse. What does diversity mean in our everyday lives? Does the term only describe many different cultures or does it stand for more than that? For example, different worldviews, religions, genders, people with and without disabilities, jazz or pop music. And what does all this have to do with our homeland? The statement shines bright. It is an offer to the people of Oberhausen to discuss those questions for themselves and for the society as a whole.
We already had our experiences in addressing prejudices and the changes in public discourse. At that time we were able to create a new perspective on refugees who had arrived as new citizens in the city by repairing the neon sign with the sonorous slogan "Oberhausen Wiege der Ruhrindustrie" on the building opposite the main station of Oberhausen. Anyone who had previously doubted it, definitely knew since this action, in which young refugees repaired together with Kitev the missing E in the lettering and re-installed it, that participation in the urban society is not bound to concepts such as origin or nationality. Even then, there was a lively exchange with the public through media coverage.
The more we dealt with the skyscraper and its inhabitants, the more obvious it became: here, too, a lasting statement is needed to help shape the public discourse. The various actions, projects and events that we had created in the last few years together with artists, students, cultural workers and the inhabitants of the upper house, were apparently not sufficient for a new perspective of the public. A radiant symbol was needed to celebrate the building, the diversity of the residents and the region alike, and also to contribute to the current social discourse.
Together with our partner Vonovia, the owner of the building, this project was realized. Our message has been shining into the Ruhr area for two months now and the debate is far from over!
Aufbruch mit viel Trubel in Turm und Unterhaus: Wir starten in unser erstes UTOPOLIS-Jahr! Erst vor wenigen Wochen ist kitev als eines von deutschlandweit elf soziokulturellen Zentren in das Bundesprojekt „UTOPOLIS-Soziokultur im Quartier“ aufgenommen worden und erhält damit für vier Jahre eine ressortübergreifende Förderung. Jetzt hatte sich Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat angekündigt, um sich über die laufenden und geplanten Projekte im Oberhausener Stadtraum zu informieren.
In Empfang genommen wurde er von zahlreichen Kitev-Freund*innen erst mal im Turm-Leerstand – wo nur wenige Stunden nach seinem Besuch die ersten Handwerker anrückten, um das Ladenlokal zu renovieren. Vorsicht, Baustelle! Wir arbeiten an einem weiteren Veranstaltungs- und Begegnungsraum für das Quartier …
Zu Fuß ging es weiter ins Unterhaus. Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras schlossen sich an, während wir Staatssekretär Adler über den Entstehungsprozess zur kontrovers diskutierten Kunst-Installation „VIELFALT ist unsere Heimat – Glück auf!“ auf dem Hochhaus-Dach informierten.
Im Unterhaus nutzte unser Partner Vonovia die Gelegenheit, unter dem Stichwort „vertikale Quartiersentwicklung“ ein kurzes Intro zu den Entwicklungsplänen für das Oberhaus zu geben. Die von kitev mit den Bewohner*innen erarbeitete Ideen zur Initiierung eines sozialen Klimawandels sind dabei eingeflossen– eine Partnerschaft, die wir fortsetzen.
Zum Abschluss versorgten die Köch*innen der Refugees´ Kitchen die Runde – den informellen Teil nutzten wir vor allem zur Werbung für eine Neuauflage der Freien Universität Oberhausen. Kommt alle zum Supermarkt der Ideen in der Goebenstr. 83 in Oberhausen, wo wir zu Donnerstag, 7. März ab 18 Uhr zur offenen Gründungskommission einladen!
Und zu guter Letzt: Möglicherweise ist euch bereits ein orangenes Lastenrad aufgefallen, das zuletzt mehrfach in rasantem Tempo um die und in der Marktstraße gesichtet wurde und die Aufschrift „Mut im Revier – Lastenrad im Quartier“ trägt – auf viele Einsätze für unseren Neuzuwachs Fips!
Fotos: Markus Bex und Sonja Broy