Kurz vor Weihnachten kam der Bewilligungsbescheid: Mit rund 500.000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm „Initiative ergreifen“ des Landes NRW kann der Aus- und Umbau des Oberhausener Bahnhofsturms in den kommenden zwei Jahren vorangetrieben werden. Die Landesförderung unterstützt ein Bauvorhaben, das vor über zwei Jahren vom Verein "Kultur im Turm e.V. – kitev" initiiert und gemeinsam mit der Stadt Oberhausen und dem Landesprogramm "Initiative ergreifen" bis zum nun erreichten Stand seiner Bewilligung entwickelt wurde.„Die Landesförderung ist ein großer Erfolg für kitev und für die Innenstadt. Ohne die engagierte, zuweilen hartnäckige Arbeit von kitev, Stadt und Wirtschaftsförderung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen“, kommentiert Kulturdezernent Apostolos Tsalastras den Bewilligungsbescheid. Ein städtischer Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent wird aus dem Landeszuschuss zur Kulturhauptstadt 2010 gezahlt und belastet den Haushalt der Stadt nicht. Dies war eine Voraussetzung für die Erteilung des Bewilligungsbescheides durch die Bezirksregierung Düsseldorf. Auch kitev beteiligt sich mit einem 10prozentigen Eigenanteil an den Gesamtkosten von 635.000 Euro.
kitev entstand 2006 im Kontext der Realisierung der künstlerischen Gestaltung des Museumsbahnsteigs im Oberhausener Bahnhof durch "Ateliers Stark". Christoph Stark und Agnieszka Wnuczak von "Ateliers Stark" begegneten während ihrer Arbeit in Oberhausen unter anderen Sandro Catallo, der zusammen mit Partnern bereits 2004 die Sound-Installation "Tank-FX" in den ehemaligen Wassertanks des Bahnhofsturms realisiert hatte, und Stefan Schroer, Mitbegründer der in Randzonen des Ruhrgebiets aktiven Vereine "Theorie und Praxis" und "Theater Arbeit Duisburg". Gemeinsam bilden diese Vier heute den Vorstand des Vereins kitev, dessen weitere aktive Mitglieder Kreative aus den Bereichen Kunst, Architektur, Kreativwirtschaft und Kulturmanagement sind.
Durch ihre sehr unterschiedlichen Aktivitäten sind die oberen Etagen des Bahnhofturms in Oberhausen schon seit einigen Jahren wieder belebt: Mit kitev ist eine innovative Gemeinschaft entstanden, deren interdisziplinäre Arbeiten immer intensiver sicht- und hörbar werden. Der Turm wurde zur Keimzelle für künstlerische Aktionen von besonderer Qualität und Vernetzungsstelle für lokale, regionale und internationale Kooperationsprojekte. Jüngstes und weithin sichtbares Beispiel sind die in Eigenleistung reparierten und künstlerisch gestalteten Bahnhofsuhren. Christoph Stark erklärt dazu: „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren die Voraussetzungen geschaffen, um den Bahnhofturm in einen Ort umzubauen, der die kulturellen und künstlerischen Arbeiten unseres Vereins dauerhaft, auf professioneller Basis und in eigener Verantwortung ermöglicht.“
kitev kommt dabei zugute, dass der Trägerverein nicht nur künstlerische, kulturelle und kreativwirtschaftliche Aktivitäten bündelt, sondern auch gleich für den Umbau selbst benötigten Kompetenzen: Dieser wird nach Entwürfen der Architektin Agnieszka Wnuczak erfolgen, die Bauleitung übernimmt sie zusammen mit Christoph Stark.
Mit dem Rückenwind des Bewilligungsbescheides sollen in den Geschossen 3 bis 5 des Turmes bald Räume für kreative Nutzungen entstehen. Sie reichen von Computeranimationen bis zu innovativen Design-Projekten zwischen deutschen und niederländischen Partnern, von sozialen Engagements bis zu avancierten künstlerischen und theoretischen Initiativen, von lokalen bis zu internationalen Kooperationen – die ehemaligen Wassertanks im sechsten Geschoss dienen schon heute als Klangraum für Klangexperimente aus aller Welt.
Mit dieser vielfältigen Aktivität leistet kitev einen wichtigen Beitrag für die Innenstadtentwicklung und die kulturpolitische Profilierung der Stadt Oberhausen. Der Zuwendungsbescheid zeichnet eine ebenso intensive wie kreative Zusammenarbeit aus zwischen "Kultur im Turm“, der Stadt Oberhausen mit seinen Dezernaten 4 (Kultur) und 5 (Planen, Bauen), dem Management des Landesprogramms "Initiative ergreifen" sowie der Deutschen Bahn AG. Diese Zusammenarbeit zeigt beispielhaft, was mit vereinten Kräften und bürgerschaftlichem Engagement trotz schwieriger Kassenlage und Haushaltssicherung noch Zukunftweisendes möglich ist.
Die Stadt Oberhausen sieht im Projektstart der Fördermaßnahme von kitev einen Meilenstein für die Belebung der Oberhausener City durch die Kreativwirtschaft. Kulturdezernent Tsalastras dazu: „kitev im Bahnhofsturm und der Verein FROK in der alten Paketpost geben dem Bahnhofsumfeld neue Dynamik. Aber mehr als das: Vom Bahnhof kann und soll die Weiterentwicklung der Innenstadt durch Kultur- und Kreativwirtschaft ausgehen auf einer Achse vom Bahnhof über das neue Kulturzentrum Bert-Brecht-Haus bis zum Gdanska am Altmarkt.“
Burkhard Koch, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Oberhausen GmbH, unterstreicht: „Durch die Entwicklung von Kreativen Quartieren und die Unterstützung der Kreativwirtschaft werden Innenstädte für Einheimische und Gäste neu profiliert. Damit geben wir in Oberhausen eine Antwort auf die Frage, was von der Kulturhauptstadt nach 2010 bleibt und wie wir den Schwung der Kulturhauptstadt für unsere weitere Entwicklung nutzen.“