Oberhausen 1zu1
Oberhausen 1zu1 - Intervention am Hauptbahnhof [2008]
Oberhausen 1 to 1 - Interventions at the main station
In cooperation with Christoph Stark and kitev, 90 architecture students from TU (technical university) Berlin developed nine concepts for specific, selective revitalisation of public space. Eight interventions were planned and realised around Oberhausen's central station in spring 2008. The projects generated new ways of interpretation and use through intelligent modification of what was found and interacted in special ways with public urban space and its inhabitants.
Im Rahmen einer Semesterarbeit entwickelten 90 Architekturstudenten der TU Berlin in Kooperation mit Christoph Stark und kitev neun Konzepte zur gezielten, punktuellen (Re)Vitalisierung des öffentlichen Raumes in Oberhausen. So sind im Frühjahr 2008 auf dem Areal um den Oberhausener Hauptbahnhof acht Interventionen geplant und realisiert worden, die in besonderer Weise mit dem öffentlichen Raum der Stadt und/oder mit ihren Bewohnern interagierten.
Die Auswahl der realisierten Projekte erfolgte in einem zweistufigen, internen Wettbewerbsverfahren, das vom Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin, Fachgebiet Donatella Fioretti, in Zusammenarbeit mit kitev und der Stadt Oberhausen ausgelobt wurde.
Gesucht waren Konzepte zur punktuellen, temporären (Re)Vitalisierung des öffentlichen Raumes, die eine neue Nutz- oder Lesbarkeit ihrer Umgebung durch intelligente Modifikationen des Vorhandenen generieren:
Entschleuniger
Für die Luftkissen des Entschleunigers wurden die Ränder von vier Lagen PE-Folien mit dem Bügeleisen verschweißt. Zum Aufblasen blieb eine kleine Öffnung. An den verschweißten Ecken konnten die Kissen untereinander verbunden werden. Als Fundament des Entschleunigers diente die unterste, mit Wasser gefüllte Kissenlage. Die Wand- und Deckenkonstruktion bestand aus zwei ineinander gesteckten Kissenrastern. Beide Raster verkeilten sich durch den Luftdruck zu steifen Wand- und Deckenscheiben. Der kleine kubische Raum lud die Passanten zu einer Wahrnehmungsänderung ein.
Schattenwand
Die „Schattenwand“, ursprünglich in der Unterführung zu den Gleisen des Oberhausener Hauptbahnhofs geplant, nutzt dieses Material um die beiläufige Bewegung der Passanten im Concordiatunnel sichtbar zu machen: Ein stroboskopischer Blitz bildet den Schatten des vorbeigehenden Menschen merfach auf der grün nachleuchtenden Folie ab. Durch die Überlagerung verschiedener Schatten entsteht ein bewegtes, veränderliches und immer wieder neu erzeugtes Bild.
StapelEi
Eierkartons werden aus Wasser und Altpapier in ihre spezifische Form gepresst. Ihre Statik erlaubt es, bis zu 200 Kartons zu stapeln, ohne dass die untersten Eier zerbrechen. Stapelei verwendete 25.000 Kartons. Durch unterschiedliche Falttechniken wurden sechs Module für verschiedene Bauauf- gaben entwickelt. Nach Planung jedes einzelnen Bausteins im Projekt wurde die Arbeit in drei Tagen Handarbeit ohne Verbindungsmittel aufgebaut. Die sich verzahnenden Schichten bildeten einen monolithischen Baukörper und umschlossen einen Durchgang.
Während der Passage durch die Stapelei wurde der Lärm des Vorplatzes verschluckt, das Tageslicht blockiert. Nach wenigen Sekunden der Isolation befand man sich wieder in der vertrauten Umgebung.
Inspiriert wurde das Projekt durch die Nahverkehrstrasse, die Oberhausens Altstadt. Hier werden im Sekundentakt die Passagiere von einem Ort zum anderen transportiert, der Stadtraum dazwischen aber wird zum Nicht-Ort.
Pavillon & Leinwand
Als Ausführungsort für die Projekte Pavillon und Leinwand wurde das Parkdeck Hansastraße ausgewählt, das am Hinterausgang des Bahnhofs gelegen ist. Die „Leinwand“, zu beiden Seiten des „Pavillons“ angeordnet, ermöglichte dessen räumliche und programmatische Erweiterung als Ort der Begegnung und der Kommunikation.
Leinwand
Im Zusammenhang mit den Kurzfilmtagen Oberhausen entstand die Idee ein Freilichtkino in Form einer dreidimensionalen, „begehbaren“ Leinwand zu entwerfen. Die Grundidee bestand darin, ein Material zu nutzen, das die Projektion eines Filmes durch mehrere Schichten hindurchlässt. Dadurch kann sich ein Raum aus Projektionen bilden, der durch seine Form und Materialität mit den Bildern interagiert. Der Betrachter sollte, in dem er sich in die Projektionen hineinbegibt, gleichzeitig Projektionsfläche und durch seinen Schatten selst zur Projektion werden. Auf diese Weise wird das Bild erfahrbar gemacht und die Grenze zwischen Betrachter und Abbildung aufgelöst.
Pavillon
In Tresen aus aufgestapelten Bierkisten waren Getränke, Kühlschränke, eine Musikanlage und Lichttechik für die Leinwand (s.o.) eingebaut. Sitzen konnte man auf Schaumstoffwürfeln vom Projekt Taschenkino.
Während der Zeit des Aufbaus von Oberhausen sorgte der Pavillon für die Verpflegung aller Projektbeteiligten und wurde zum zentralen Treffpunkt für Austausch und Koordination.
Zwischenraum
Laser-gebündelte Lichtstrahlen werden zum Beispiel in der Vermessungstechnik angewendet. Für die Arbeit „Zwischenraum“ im Eingangsbereich des Rheinischen Industriemuseums wurden Lichtstrahlen aus Lasergeräten mit Hilfe von Spiegeln umgelenkt und durch künstlich erzeugten Nebel sichtbar gemacht. Die Lichtstrahlen zogen scheinbar greifbare Grenzen, die in ihrer Überlagerung ein etwa 50cm über dem Boden schwebendes Raster bildeten. Dieses Raster erzeugte fliessende, durch Bewegungen im Raum immer wieder unterbrochene und umgelenkte Bezugslinien zwischen den Elementen des Ortes und den Besuchern der Installation.
Taschenkino
Für das Taschenkino wurden Schaumstoffwürfel und -Quader mit unterschiedlichen Abmessungen mit Stoff bezogen und auf fünf qua- dratischen Platten aus sägerauhen Bauholzbrettern befestigt. Eine sechste Platte wurde mit einer Leinwand bespannt.
Die sechs vormontierten Platten wurden zu einem transportablen Würfel zusammengefügt, der, an seinem Einsatzort angekommen, von zwei Personen aufgeklappt werden konnte. So entfaltete sich im Handumdrehen die Sitzlandschaft eines Freiluftkinos im Taschenformat – dasTaschenkino.
Flechtwerk
Nassklebeband ist einseitig mit Trockenkleber beschichtet. Es dient zum Beispiel zur Fixierung von Aquarellpapier auf einer stabilen Unterlage. Durch die Fixierung kann sich das Papier beim Befeuchten nicht verziehen. Für das „Flechtwerk“ wurden vierzig Kilometer Nassklebeband angefeuchtet, in Längsrichtung gefaltet, gepresst, getrocknet und wieder aufgerollt. Hierfür wurde eigens eine Maschine entworfen und hergestellt. In Oberhausen wurde das vorproduzierte Material innerhalb von drei Stunden mit Hilfe von zehn Paar Händen, sechs Leitern und einem Regelwerk von Flecht-Techniken, die an die Grenzen des Materials gingen, im Raum aufgespannt. Durch die Verbindung von verschiedenen Punkten auf dem Vorplatz des Bahnhofs schuf das Flechtwerk eine fragile, offene Struktur.